Bunte Socken? - Bunte Socken!
Oder wie ich lernte mir das Schöne ins Leben zu holen

Den Großteil meines Lebens war die Welt trist und grau.
Es gab schöne Erlebnisse, tolle Ausflüge, erholsame Urlaube, ausgelassene Feiern mit Freunden, tiefgründige Gespräche, Tage voller Sonne und Vogelgezwitscher – doch das Schöne in diesen Momenten, das Lachen, die Freude, die Leichtigkeit, all das drang nicht zu mir durch. Ich war mir bewusst, dass jene Tage eigentlich wunderschön waren, mein VERSTAND nahm es auf, aber ich konnte es nicht FÜHLEN! Die Depression legte einen grauen Schleier über alles, ich sah das Schöne, aber es hatte nichts mit mir zu tun, erschien unendlich weit weg.

Mit der Magersucht wurde alles noch schlimmer. Plötzlich waren die meisten Dinge auch rational nicht mehr schön, alles erschien mir unendlich anstrengend. Ein Gehirn im Mangelzustand kann sich nicht mehr auf neue Situationen einstellen, kann nicht mehr spontan sein. Mit Freunden etwas unternehmen, das nicht mindestens einen Tag im Voraus bis ins Detail geplant ist? – unmöglich! Beim Einkaufen die Reihenfolge der Supermärkte ändern – unvorstellbar! Ungeplant auswärts essen, weil eine Veranstaltung länger dauert als gedacht? – absolute Panik!! Alles, wirklich alles, jede noch so banale Kleinigkeit im Alltag, jede Einladung, jeder Ausflug musste bis ins Kleinste geistig durchgeplant sein, damit ich mich sicher fühlte. Wobei mir selbst die Planung von nicht alltäglichen Ereignissen unendlich kompliziert erschien: Was muss/kann ich wann wo wie essen, wo könnte ich in Erklärungsnot geraten, welche Ausreden könnte ich vorbringen, was wäre glaubhaft, wie käme ich zur Not aus der Situation heraus,…?

Da blieb einfach kein Platz für echte, tief empfundene Freude.

Doch das nahm ich in Kauf. Ich nahm es in Kauf um im Alltag zu funktionieren. Ich lief im Tunnelblick durch ein perfekt durchgetaktetes Leben, erledigte alle meine Aufgaben mit großer Disziplin und äußerster Sorgfalt – ohne links und rechts irgendetwas wahrzunehmen. Ich sah die Menschen auf der Straße nicht mehr, merkte kaum wie die Natur sich im Laufe der Jahreszeiten veränderte – ich lebte in meiner eigenen kleinen Welt, fühlte mich dort auch ganz wohl, es gab mir Sicherheit. Ich erinnere mich, dass mir irgendwann in meiner schlimmsten Zeit auffiel, dass ich seit Jahren nicht mehr herzhaft gelacht hatte, so sehr gelacht, dass der Bauch weh tut und Einem die Tränen über die Wangen laufen. Plötzlich sah ich die Leichtigkeit, die Sorglosigkeit anderer Menschen überdeutlich – es machte mir den eigenen Schwermut und das selbst erschaffene Gefängnis erstmals schmerzlich bewusst. Es machte mich traurig, ich fühle mich hilflos und versank noch tiefer im Strudel aus negativen Gedanken und Gefühlen.

Doch dann kam der Tag, an dem ich beschloss zu kämpfen, an dem ich entschied, endlich zu LEBEN, an dem ich plötzlich ein tiefes Vertrauen, eine Gewissheit spürte, dass auch ich Leichtigkeit, Freude und Glück empfinden könnte. Ich beschloss die Stimme in mir zu ignorieren, die mir permanent erzählt, dass ich das gar nicht verdient hätte, und mir mein Leben schöner zu machen – nur WIE? Wie macht MAN sich denn das Leben schöner? Wie hole ich mir denn das Schöne AKTIV in mein Leben?

Ich begann zwei Strategien zu verfolgen:
Zum Einen nutze ich den Wissenschaftler in mir und fing an jede Kleinigkeit meines Lebens zu analysieren. Dabei stellte ich schnell fest, dass es mich total deprimierte, wenn ich morgens beim Anziehen meiner Socken die Wahl hatte zwischen mausgrau, hellgrau, grau mit schwarzem Muster und Einheitsschwarz – ganz klar, BUNTE Socken mussten her! Nach einigen fehlgeschlagenen Versuchen in ortsansässigen Läden war es schließlich mein Bruder, der mir die gute Laune an die Füße brachte:
Er schenkte mir eine riesige Auswahl an Happy Socks.
Seit diesem Tag feier ich jeden morgen meine bunten Körperenden! 😀

Außerdem fand ich irgendwann heraus, dass es mich aufheitert in einen Raum mit frischen Blumen zu kommen. Zwei Probleme: ich war mir das Geld nicht wert, das Schnittblumen nun mal kosten, und der tief verankerte Glaubenssatz „Ich mag keine Pflanzen, die nichts Essbares produzieren!“ – okay, nicht ganz leicht, aber auch da schaffe ich inzwischen ganz gut, die negativen inneren Stimmen zu ignorieren.
Seitdem steht auf unserem Esstisch ständig ein Strauß frischer Blumen – herrlich! 😀

Meine zweite Strategie:
Wacher und aufmerksamer durch die Welt gehen, um die kleinen Schönheiten, die jeder einzelne Tag für mich bereit hält, bewusst wahrzunehmen!
Um das Glück noch zu vervielfältigen, suchte ich mir Verbündete. Ich gründete eine WhatsApp Gruppe mit dem Titel Das Leben ist schön! und der Vorgabe nur Dinge zu posten, die diese Tatsache beweisen! Die Begeisterung, mit der die Idee aufgenommen wurde, zeigte mir, dass es vielen Menschen schwer fällt, im Alltagstrubel nicht den Blick für die vielen kleinen wunderbaren Dinge im Leben zu verlieren.
– Seit es die Gruppe gibt, ertappe ich mich häufiger dabei, aktiv los zu gehen und etwas Schönes zu SUCHEN, nur um etwas posten zu können! 😀 Und läuft ein Tag mal wieder nicht so gut, kann ich fast darauf wetten, dass Einer der Anderen etwas findet, mich durch seine Nachricht aufheitert und mich wieder auf das Schöne besinnen lässt.

In unserer Küche hängt eine Postkarte mit dem Spruch:

Du musst dir schon selbst Konfetti in dein Leben pusten!

Die WAHRHEIT aber ist, dass überall schon Konfetti liegt! Diese Welt ist voll von kleinen bunten, glitzernden, wunderschönen Schnipselchen – wir müssen nur offen sein, bewusst wahrnehmen, bereit sein, das Schöne in unser Leben, in unser Herz zu lassen…

Wer noch staunen kann, der wird auf Schritt und Tritt belohnt.

— Oskar Kokoschka

Fang wieder an zu staunen! Fang wieder an Dich zu freuen wie ein kleines Kind, über jede kleine Blume, jeden bunten Vogel, jeden tollen Schmetterling, über die Sonne, den Regen, den Wind. Richte Deine Aufmerksamkeit auf die kleinen Wunder, die Dir jeden Tag begegnen, die einfach so DA sind, ohne dass Du etwas dafür tun musst.
Ich verspreche Dir, das Leben wird um ein Vielfaches farbenfroher, leichtfüßiger, befreiter.

Vielleicht suchst Du Dir auch eine Strategie, Dich im Alltag immer wieder zu erinnern und Dich zu motivieren bewusst nach dem Schönen Ausschau zu halten. Teile deine Schätze mit lieben Menschen, wie ich es getan habe, kreiere eine Instagramm-Seite, poste jeden Tag ein Positiv-Bild auf facebook…
– vielleicht freuen sich plötzlich viele viele Menschen mit Dir!
Mach eine Challenge daraus! Stell Dir jeden Tag mehrmals Deinen Handywecker und suche, immer wenn er klingelt, aktiv nach dem Schönen in deiner Umgebung. – Glaub mir, es ist überall!
Oder trage ständig eine bestimmte Anzahl von Münzen oder anderer Kleinigkeiten in deiner linken Hosentasche. Immer wenn du etwas entdeckst, wechselst Du ein Teil von links nach rechts. Ist die linke Tasche am Ende des Tages noch nicht leer, darfst Du Dich nochmal auf die Suche begeben! 😀

Vielleicht hast Du aber auch noch eine ganz andere Idee?
Dann teile sie doch sehr gerne unter diesem Post – man kann schließlich NIE GENUG Taktiken haben, den Blick immer wieder auf das Gute zu lenken und sich dadurch jeden Tag ein bisschen bunter zu machen…

Uuuund: Kauf Dir UNBEDINGT fröhliche Socken! Ich sag Dir, bunt befußt ist ein ganz neues Lebensgefühl! 😀 😀

Es gibt jetzt auch hier eine WhatsApp Gruppe, in der liebe Menschen die wundervollen Kleinigkeiten austauschen, die ihnen täglich begegnen! Wenn Du Lust hast, schicke mir über das Kontaktformular Deine Nummer, dann füge ich Dich super gerne zu Schönes für die Seele hinzu!

Die Collage zeigt einige der Bilder, die im Zuge des Projekts Suche nach dem Schönen im Leben bisher entstanden sind. An die lieben Mitwirkenden:
Ihr seid für immer ganz tief in meinem Herzen! Ohne euch stände ich heute nicht hier! Danke…


Links in diesem Beitrag:
Happy Socks

6 comments
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Comments

  • Nikola

    7. Juni 2017 at 19:55
    Reply

    Ich glaube, ich werde in Zukunft immer wenn ich meine Glitzersocken anhabe an dich und den Blog denken müssen und alleine dafür hat sich der […] Read MoreIch glaube, ich werde in Zukunft immer wenn ich meine Glitzersocken anhabe an dich und den Blog denken müssen und alleine dafür hat sich der Sockenkauf schon gelohnt :) Du und dein Blog sind eindeutig Honig für die Seele! Read Less

  • Ivo

    28. Mai 2017 at 17:56
    Reply

    Freut mich seht, dass die Socken so wirken! Ich habe schon vor ein paar Jahren festgestellt, dass Farbe einfach Freude ins Leben bringt! Und das […] Read MoreFreut mich seht, dass die Socken so wirken! Ich habe schon vor ein paar Jahren festgestellt, dass Farbe einfach Freude ins Leben bringt! Und das Leben ist voller Farbe, nur wir Menschen tragen uns lieber gedeckt. Auf der Arbeit noch schlimmer als privat! Ich muss da immer an die Geschichte von Momo und den grauen Männern denken. Graue Männer die die Zeit fressen!!! Schön dass du dir deine Zeit nicht mehr fressen lässt! Und die Ideen für das schöne im Leben sind auch cool! Read Less

    • Anna
      to Ivo

      28. Mai 2017 at 21:00
      Reply

      Danke Bruderherz, Du hast ja sooo Recht, gerade für Männer ist es nahezu unmöglich schick und dennoch fröhlich angezogen zu sein! Sehr traurig...

    • anne
      to Anna

      6. Juni 2017 at 11:53
      Reply

      männer können nicht fröhlich und bunt angezogen sein? stimmt niiiiicht! männer können bunte unterhosen tragen! das ist doch eigentlich noch viel cooler - wenn niemand […] Read Moremänner können nicht fröhlich und bunt angezogen sein? stimmt niiiiicht! männer können bunte unterhosen tragen! das ist doch eigentlich noch viel cooler - wenn niemand weiß, dass unterm businessanzug in schickem anthrazit minionunterwäsche versteckt ist ;-) und das mit der whatsappgruppe ist eine richtig gute Idee! Read Less

    • Anna
      to anne

      6. Juni 2017 at 12:10
      Reply

      Liebe Anne, ich danke Dir! Jetzt werde ich jedesmal Kopfkino haben, wenn ich einen Anzugträger sehe! :-D

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„Gesunde Veränderungen in den Gehirnen vieler Menschen könnten dabei helfen, die Welt in eine bessere Richtung zu lenken.“

— Rick Hanson
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